Herzogin Alexandrine

Herzogin Alexandrine

Nur sie erhielt in Coburg als Herzogin ein Denkmal, gestiftet von den Bürgern der Stadt, gestaltet von dem Bildhauer Otto Poerzel.
Herzogin Alexandrine - die Namenspatronin unserer Hütte!
Herzogin Alexandrine ist eine der letzten regierenden Herzoginnen, die eine gute Landesmutter sein durfte. So schrieb Louise Segschneider im Dezember 1970 im „Coburger Tageblatt".
Eine der (rein zeitlich betrachtet) letzten war sie in jedem Fall, denn auf ihren Gatten Ernst II (1844-1893) folgten lediglich noch Alfred (1893-1900). Carl Eduard (ab 1905) mußte 1920 abdanken. Doch auch der zweite Teil der Aussage, die „gute Landesmutter", ist zutreffend. Herzogin Alexandrine wird als sozial sehr engagierte Persönlichkeit geschildert. Hervorgehoben wird auch der bescheidene persönliche Lebensstil. Geboren wurde sie am 6. Dezember 1820 als eine Prinzessin von Baden in Karlsruhe. Damals existierten zahlreiche souveräne Fürstenstaaten; das zum Großherzogtum avancierte Baden gehörte zu denen von mittlerer Größe und Bedeutung. Durch die Umwälzungen der Zeit nach 1789 hatte es einen erheblichen Gebietszuwachs erhalten; jedenfall war es größer als Sachsen-Coburg Gotha. Zudem beruhte der Wohlstand eines Landes neben dem Handel vor allem auf der Landwirtschaft, die in Oberrheintal, dem Weinland Baden natürlich besonders gut dastand. Im 19. Jhdt. galt Baden-Baden als “caital d’étè”, d. h. als europäische Hauptstadt des Sommers, denn hier traf sich die oberste Gesellschaftsschicht in Spielcasino und Kurbad. Wir dürfet also annehmen, daß die Mitgift nicht unbeträchtlich war.
Am Rande bemerkenswert: Alexandrine war das erstgeborene Kind von Grossherzog Leopold und Sophie Wilhemine. Die Eltern von Leopold, Karl Friedrich und Luise Karoline waren ursprünglich nicht zur Regentschaft berufen.   und war somit ein Glied der sog. morganatischen Linie des Hauses Baden. Die Gemahlin war ursprünglich nicht ebenbürtig. Die bisherige Regentenlinie starb aber aus.
Alexandrine war das erstgeborene von sechs Kindern. Am 3. Mai 1842 schloß sie die Ehe mit dem Erbprinzen Ernst von Sachen-Coburg. Die Ehe sollte kinderlos bleiben. Zunächst bezog das Paar Schloß Callenberg. Schon zwei Jahre später starb Ernst I und sein Sohn trat als Ernst II seine Nachfolge an. Die Regentschaft währte bis zu seinem Tod 1893. Die Witwe überlebte ihren Gatten um 11 Jahre. Sie verstarb am 20. Dezember 1904. Ihre Beisetzung gestaltete sich zu einem eindrucksvollen Ereignis; eine riesige Menschenmenge folgte dem Leichenzug, darunter viele Fürsten und an der Spitze Kaiser Wilhelm II.
Zum Coburger Ehrenbataillon, das die sterblichen Überreste von Schloß Callenberg zum Coburger Friedhof geleitete, gehörte damals als junger Soldat auch Carl Escher, später langjähriger Vorsitzender des Zweigvereins Coburg („Farnkraut Nr. 2/86).
Wie allgemein bekannt, tragen in Coburg neben einer Straße Einrichtungen der Bildung und Wohlfahrt Alexandrines Namen. Das im Jahre 1852 gegründete Mädchengymnasium hat sie von Anfang an unterstützt. Im Jahre 1900 rief die Herzogin die  „Alexandrinenstiftung"   ins   Leben. Diese stellte allein für ein damals erst zu erichtendes, eigenes Schulgebäude die Summe von 100.000 Mark. Dies war zu einer Zeit, in der noch mit vollgültigen Goldmünzen gezahlt werden konnte, sehr viel Geld. Ebenfalls 1900 stifte sie 120.000 Mark für den Bau eines Volksbades, das allerdings erst 1907, also nach ihrem Tod, Wirklichkeit wurde.
Die Herzogin war zudem Protektorin für den 1870 gegründeten „Alexandrinen-Diakonissen-Verein" zur Pflege und Unterstützung von Kranken und Armen. Nicht allgemein dürfte bekannt sein, daß die Reihenhaussiedlung am Hahnweg mit den allen vertrauten Klinkermauern auf eine Initiative der Herzogin zurückgeht. Es gab den „AlexandrinenVerein - Bauverein zur Herstellung billiger Wohnungen unter dem Protectorat ihrer Hoheit der regierenden  Herzogin Alexandrine".   Eines der Häuser war samt Grundstück anfangs für 1.900 Mark zu haben. Der Kaufpreis konnte durch Mietzahlungen von durchschnittlich 120 DM jährlich auf 30 Jahre abgegolten werden. Die Fürstin stellte erhebliche Mittel zur Verfügung, um den Bau dieser Kaufeigenheime zu finanzieren. Eine sehr fortschrittliche Idee, um die offensichtlich bereits damals verbreitete Wohnungsnot zu beheben und soziale Verhältnsse zu stabilisieren. Richtungsweisend insbesondere,   daß   das   Eigentum   auch   durch langjährige Mietzahlung erworben werden konnte und die somit Bewohner ein eigenes, vitales Interesse hatten, ihre Häuser in gutem Zustand zu erhalten. Mit dem Eigentumsrecht  erwarb  der  Bewohner auch Lasten und Pflichten. Ein Porträt der Fürstin hat seit vielen Jahren - neben Carl Escher ebenso einen Ehrenplatz in unserer Hütte wie Bilder vom Alexandrinenturm.
Die “Coburger Zeitung” vom 22. Dezember 1904 meldete auf der Titelseite in grosser Aufmachung das Hinscheiden der Herzogin-Witwe am Tag zuvor abends um 1/4 11 Uhr auf Schloss Callenberg im Alter  von 84 Jahren . Das herzogliche Hofmarschallamt verkündete 9wöchige Trauer. Unter anderem war das Theater bis zum Tag nach der Beisetzung geschlossen. Täglich eine Stunde Trauergeläute im ganzen Lande bis zur Beisetzung. Die Oberbehörden verwendeten für ihren gesamten Schriftverkehr eine Woche lang Spezierlpapier mit Trauerrand und alle Behörden schwarze statt rote Siegel !!). Der Leibarzt Dr. Florschütz berichtete über die letzten Stunden, sie habe dafür gebetet, erst nach den Feiertagen zu sterben, um diese nicht zu überschatten, sie habe aber auch letzte Anordnungen für die für den 23. Dezember angesetzte Christbescherung für eine “große Anzahl” armer Familien und Kinder getroffen.
Mit Ausnahme der Ausgabe vom 23. (Ausnahme: Werbung für Trauerkleidung bei G. Stupe, Markt) beherrschte das Thema sämtliche Ausgaben der “Coburge Zeitung” bis einschl. 29. Dezember. Besonders eindrucksvoll ist die Ausgabe vom 28. Dezember mit der ausführlichen Beschreibung der Trauerfeierlichkeiten, insbesondere des Leichenzuges von Schloss Callenberg nach Coburg in die Morizkirche. Allein für die Aufzählung der Teilnehmer am Trauerzug wurde eine Beilage gedruckt; die Tageszeitungen hatten ansonsten nur 4 - 6 Seiten Umfang. Immerhin Kaiser Wilhelm II war unter den Trauergästen, selbstverständlich mit angemessenem Gefolge.
Hans D. Bürger
Quellen:
Louise Segschneider im „CT" Dez. 1970,
Joachim Behrens im „CT" 9.4.1966
Coburger Zeitung vom 22., 23., 24., 27., 28. u. 29. Dezember 1904, Orginale Landesbibliothek Coburg.

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